Geschichte

Friedrichsrode ist ein »junges« Dorf. Es feierte sein 300-jähriges Bestehen 2006.

 

Seinen Namen und seine Existenz verdankt Friedrichsrode dem ersten König in Preußen Friedrich I. Als dieser 1704 Graf von Hohenstein wurde, begann er Pläne für eine Besiedlungspolitik zu verwirklichen, um aus seinen zugewonnenen Ländereien Geld heraus zu holen. Er ließ Werbedruckschriften anfertigen um Bauern zu finden, die unter Erbpachtbedingungen in vorgesehenen Gebieten siedeln wollten.

 

Ein Gebiet das sich für dieses Projekt eignete, war das ehemalige Dorf Sültzungen. Der königliche Kommissar Göcking erstellte einen genauen Plan, wie die Gehöfte der Erbpächter angelegt werden sollten. Dem König ging es bei dieser Besiedelung darum, möglichst viel Pacht aus den Ländereien zu erhalten, die im Hohensteiner Gebiet zu Preußen gehörten. Die Erbpächter mussten die Pacht direkt an den König bezahlen.

Auf die Ausschreibung hin fanden sich letztendlich zunächst
17 Pächter (Später waren es 33).

 

Der König selbst hatte den Namen des Dorfes Friedrichsrode vorgeschlagen. Die ersten Siedler begannen 1706 auf dem Gebiet des ehemaligen Dorfes Sültzungen gemeinsam ihre Häuser zu errichten. Man kann davon ausgehen, dass die Familien ab 1707 die Häuser bewohnt haben.

 

Die Felder mussten teilweise tatsächlich erst noch gerodet werden. Eine sehr schwere und langwierige Arbeit.

 

Der König verfolgte aber mit der Besiedelung des ehemaligen Dorfes Sültzungen noch einen anderen Plan. Er grenzte damit sein preußisches Gebiet wirkungsvoll gegen die Grafen Sondershausen-Schwarzburg ab. Das führte zu Grenzstreitigkeiten, die den Einwohnern von Friedrichsrode oft das Leben schwer machten.



Den Bauern, die von Beginn an in Friedrichsrode siedelten, waren zwei Dinge sehr wichtig. Einmal, dass sie eine eigene Kirche bekamen, zum anderen, dass für ihre Kinder eine Schule gebaut wurde.

Für den Bau der Kirche wurde ihnen königliche Unterstützung zugesagt. Doch bald mussten die Bauern feststellen, dass dies nur leere Versprechungen waren. Schon 1713 wurde Friedrich Wilhelm II. König in Preußen. Er hatte für die Siedlungspläne seines Vaters wenig Verständnis.

Die Kirche in Friedrichsrode errichteten die Einwohner 1724 auf den Grundmauern der Vorgängerkirche. Dabei wurden viele der noch vorhandenen Steine der alten Kirche verwendet. Vom König erhielten sie nur den geringen Zuschuss von 100 Talern. Der Kirchturm wurde 25 Jahre später errichtet.



Einen Lehrer haben die Bauern für ihre Kinder bald nach der Besiedelung eingestellt. Er hat den Schulunterricht in den ersten Jahren zunächst in seiner Wohnung abgehalten.

 

1724 konnte endlich eine kleine Dorfschule gebaut werden. Mit einem Klassenraum und einer Kantorwohnung. Der Lehrer war gleichzeitig Organist (Kantor), so wie es in dieser Zeit überall üblich war. Dieses erste Schulgebäude wurde fast 70 Jahre später durch ein neues Gebäude ersetzt. Das heute bestehende Gebäude wurde 1926 gebaut. Von Beginn an wurden alle Klassenstufen gemeinsam unterrichtet. Dabei unterstützten die älteren Schüler die jüngeren.

Das Naziregime hat 1933 die Regelung aufgehoben, dass die Kantoren gleichzeitig Lehrer waren. Wenn Lehrer weiter auch als Organisten tätig sein wollten, galt das ab sofort als ihr privates Hobby. Das Gebäude blieb im Eigentum der Kirchengemeinde und der Schulunterricht fand weiter dort statt.

 

1959 wurde die Schule in Friedrichsrode geschlossen und die Kinder fuhren nach Keula. Das Gebäude gehört auch heute noch der Kirchengemeinde. Der ehemalige Schulraum ist der Gemeinderaum und Winterkirche.



Die Häuser baute man ursprünglich alle giebelseitig zur Straße. Sie hatten beinahe alle einen identischen Grundriss. Erst nach zwei Bränden 1812 und 1842 baute man die neuen Häuser mit ihrer Längsseite an die Straße.

 

Aus Anlass der 300 Jahrfeier konnte im Ort ein besonderes Projekt verwirklicht werden. Für jedes Haus wurde eine Haustafel erstellt. Die Tafeln enthalten geschichtliche Daten und Fotos. An den meisten Häusern sind diese Tafeln noch vorhanden. erhalten.

 

 Das Ensemble des Dorfes mit seinen Fachwerkhäusern, Scheunen und Stallungen steht unter Denkmalschutz. Drei Häuser und die Kirche sind als Einzeldenkmale ausgewiesen.

 

Die Vergabe der Hausnummern erfolgte etwa 1740 der Reihenfolge nach von Ost nach West und wieder zurück bis zum Haus 35.

Jedes Haus, das danach gebaut wurde, erhielt die nächstfolgende Hausnummer. Dabei war die Lage des Hauses im Ort unwichtig. Wurden Grundstücke geteilt und zusätzlich ein Haus dazwischen gebaut, bekamen sie die Nummern A und B. Die Hausnummern haben sich bis in die Gegenwart erhalten.



Der Kirchhof (Friedhof) wurde am Hang vor der Kirche angelegt. Die ältesten Grabsteine sind 118 Jahre alt. Zunächst wurden die Gräber an der Westseite der Reihenfolge der Bestattung nacheinander angelegt. An den vorhandenen Gräbern ist das noch sehr gut ersichtlich. Seit den 60er / 70er Jahren setzten sich immer mehr die Urnenbeisetzungen durch. Sie wurden dabei meist in den vorhandenen Familiengräbern beigesetzt. Neuere Grabstellen sind seitdem über den gesamten Friedhof verteilt. Damit trotzdem die Ansicht des Friedhofes gewahrt bleibt, werden seit einigen Jahren keine alten Gräber mehr eingeebnet. Es gibt nicht mehr sehr viele Dörfer in Deutschland bei denen sich der Friedhof an der Kirche befindet. In großen Teilen ist er noch in seiner ursprünglichen Art erhalten.



Das Leben der Bauern in Friedrichsrode war hart. Der Boden war steinig und die Erträge gering. Als Erbpachtbauer in Friedrichsrode zu siedeln war trotzdem von Vorteil. Es gab keinen Gutsbesitzer oder Grafen der von den Bauern Frondienste oder extra Abgaben über die Pacht hinaus verlangen konnte.

Die ersten Bauern erhielten ab 1707 einzeln ihren Erbpachtvertrag. 1750 gab es einen Erbpachtvertrag gemeinsam für die Erbpächter, den alle unterschrieben hatten. Dadurch erhielten sie alle die gleichen Bedingungen.

Anfang des 19. Jahrhundert machte die preußische Agrarreform diese Vorteile der Erbpacht zunichte. Die Bauern mussten ihr Land kaufen, wenn sie es nicht verlieren wollten. Dies war für eine alle schwierige Aufgabe, weil sie kaum so viel Geld erwirtschaften konnten um ihr gepachtetes Land zu kaufen.



Bereits 1912 erhielt Friedrichsrode eine zentrale Wasserversorgung, denn durch Bohrungen nach Kalisalz waren die Brunnen trocken gefallen. Seit 1994 wird das Trinkwasser aus Rehungen bezogen. Die Abwasserreinigung erfolgt durch eine Pflanzen-Kläranlage am Ostrand des Dorfes in Richtung Helbetal. Seit 1912 hat Friedrichsrode Telefonanschluss. 1993 wurde das Telefonkabel zusammen mit allen anderen Versorgungsleitungen verlegt und die Straße grundhaft erneuert. Seit 1993 hat fast jeder Haushalt Telefon und 2013 konnte Friedrichsrode ans Breitbandnetz angeschlossen werden. Öffentliches WLAN ist seit Juli 2020 im Kunsthof eingerichtet. Einen Spielplatz gibt es seit 1993. Er wurde 2015 umfangreich erneuert.

Die "Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Friedrichsrode", die auch die Geschichte des Dorfes ist,  wurde von Kurt Wiesemann 2015 in einem Buch veröffentlicht. Dabei wurde er von der Friedrich-Lesser-Stiftung unterstützt. Das Buch ist in vielen Bibliotheken und Archiven in Deutschland vorhanden. 

ISBN 978-3-930558-29-7